16.11.2018

Inge Auerbacher in Breisach

WAHL ZWISCHEN GUT UND BÖSE

Es erstaunt und berührt: im Klassenraum der Hugo-Höfler-Realschule in Breisach am Rhein, sitzt eine höchst lebendige, selbstbewusste Frau mit schwäbisch-amerikanischem Akzent, die vor über 70 Jahren der Hölle des Holocaust entronnen ist. „Ich bin gottgläubig und ich bin trotz Theresienstadt die geblieben, die ich bin“ sagt Inge Auerbacher.

Die New Yorkerin konnte durch Vermittlung und Organisation des Blauen Hauses für den letzten Freitagvormittag in der Realschule gewonnen werden, bevor sie zum nächsten Termin in die Synagoge nach Altdorf eilt.

Inge war Einzelkind in einer strenggläubigen jüdischen Familie und verbrachte ihre Kindheit in Jebenhausen und Göppingen. Als Siebenjährige wurde sie mit den Eltern nach verschiedenen Stationen im August 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. In der alten Festungsstadt, etwa 60 km von Prag entfernt, lag dieses Sammellager auf dem Weg in die großen NS-Vernichtungsfabriken im Osten. Zugleich propagandistisch ausgeschlachtetes „Vorzeige-KZ“ der Nazis, mit dem sie auch das Internationale Rote Kreuz täuschten.

Nach der Befreiung des Lagers durch die Rote Armee am 8. Mai 1945 kam die Familie zunächst in ein DP-Flüchtlingslager in Stuttgart. Im Mai 1946 wanderte sie an Bord eines Flüchtlingsschiffs in die Vereinigten Staaten aus und ließ sich in New York nieder, wo Inge später als Chemikerin arbeitete.

Die enorme Bedeutung der eigenen Entscheidung, der Wahl zwischen Gut und Böse, legt sie den jungen und erwachsenen Zuhörern immer wieder ans Herz. Man ist für sein eigenes Leben und Handeln und dessen Folgen verantwortlich. Zu viele haben damals mitgemacht, weggesehen und geschwiegen.

Über ihre dramatische Kindheit hat sie das (Jugend-)Buch „Ich bin ein Stern“ (amerikanische Erstauflage 1986) verfasst. Den Davidstern mit Stolz zu tragen und nicht als Schandzeichen, verspricht sie darin ihrer Mutter in einem Gedicht.

Inge Auerbacher war in der letzten Woche ebenfalls Gastrednerin beim Gedenkprojekt »Erinnern für die Zukunft – Novemberpogrome 1938«,  eine Kooperation zwischen der »Initiative Nazi-Terror gegen Jugendliche« im Verbund mit »Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Berlin« sowie mit der Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule und der Bibliothek der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule als Kooperationspartnern.

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