27.11.2020

Seminar Spurensuche Gurs I

14 Studierende der Katholischen Hochschule Freiburg beteiligen sich an SPURENSUCHE GURS des Blauen Hauses

„Spurensuche Gurs“ – so lautet verkürzt das Projekt, zu dem wir deutsche und polnische Studierende einladen, sich mit uns an einer aktiven Erinnerungsarbeit mit und jenseits von Zeitzeugen zu beteiligen.

 

Im  Mittelpunkt steht die Erkundung der Schicksale von Breisacher Juden, exemplarisch für die mehr als 6500 badischen Jüdinnen und Juden, die im Oktober 1940 nach Südfrankreich und ab August 1942 von dort über Drancy bei Paris nach Auschwitz deportiert worden sind. Die Deportation in das Internierungslager Gurs am Rand der Pyrenäen markiert den national wie international wenig bekannten Beginn des durch Nazideutschland initiierten Völkermordes an den europäischen Juden.

 

Zusammen mit den Studierenden wollen wir Methoden und pädagogische Formate entwickeln, mit deren Hilfe die Erinnerung an das Geschehen vor 80 Jahren wachgehalten werden kann.

Wie können wir jungen Menschen heute dieses Geschehen vermitteln? Welche Bedeutung hat es für uns heute?

 

Durch die Covid-19 Pandemie 2020 sind Reisen in die Breisacher Partnerstadt Oswiecim, wie ursprünglich geplant, nicht möglich. Umso mehr freuen wir uns, dass sich trotz der aktuellen Situation 14 Studierende der Katholischen Hochschule Freiburg, unter Leitung von Michael Siebert, für die Beteiligung an einem Blockseminar mit uns entschieden haben. Dieses begann online im Oktober mit einem ersten Kennenlernen und der Teilnahme an der Online-Fortbildung

Die fotografische Inszenierung des Verbrechens

Auschwitz-Birkenau 1944“ mit Dr. Christoph Kreutzmüller von der Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz (HdW). Ende November fand der erste Blockseminartag statt, auf den sich die Teilnehmer*innen mit Hilfe der neu erstellten Materialien des Blauen Hauses vorbereitet hatten: darunter alle Hörspiele der Dauerausstellung und die Videocastreihe „Spurensuche Gurs“ (2020), die sich mit den Bildergeschichten des Zeichners Horst Rosenthal auseinandersetzen.

 

Um den authentischen Ort, das ehemalige Jüdische Gemeindehaus kennenzulernen, stand zunächst eine virtuelle Führung via Smartphone auf dem Programm.

 

Die anschließende Workshoparbeit in Kleingruppen widmete sich den Hörspielen aus der Ausstellung „Jüdisches Leben in Breisach 1931“ und dem Videocast „Spurensuche Gurs“, in dem Gabriele Valeska Wilczek und Olivia Schneller in kurzen Gesprächen die Bildergeschichten von Horst Rosenthal vorstellen, die er 1942 im Camp de Gurs gezeichnet hat. Horst Rosenthal wurde 1915 in Breslau geboren und 1942 in Auschwitz ermordet. Im Gespräch mit Expert*innen werden die in den Geschichten enthaltenen Narrative und die Bilder und Texte zum Leben erweckt. Olivia Schneller, Projektmitarbeiterin „Jugend erinnert“, erläuterte, wie es zu den Videocasts gekommen ist.

 

Die Hörspiele und Videocasts wurden von den Studierenden evaluiert, später im Plenum vorstellt und diskutiert. Moderiert wurde der Vormittag durch die Bildungsreferentin des Blauen Hauses Dr. Gabriele Valeska Wilczek.

 

Am Nachmittag gewährte Dr. Thomas Höfert einen Einblick in Briefe aus dem Internierungslager Gurs. Im Mittelpunkt standen die Briefe aus Sammlung Lothar Geismar, welche dieser im Exil in Portugal von seiner Schwester Erna Maier und dem Neffen Hans-Jürgen, sowie seiner Mutter Rosa Geismar aus Gurs erhalten hatte.

 

Die Medien wurden zum Teil erstmals in einem wissenschaftlichen Kontext genutzt und unter stetem Methodenwechsel betrachtet. Medienpädagogische, didaktische und historische Fragestellungen standen hier im Vordergrund.

Das Seminar findet Ende Januar seine Fortsetzung.

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