9. Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Breisach 1931“
Mit der Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Breisach 1931“ im Obergeschoss des Blauen Hauses geht der Förderverein neue Wege der Geschichtsvermittlung. Die ehemaligen Wohnräume des letzten Kantors Michael Eisemann und seiner Familie wie das Gemeindezimmer bieten einen lebendigen Zugang zum Alltag der Familie Eisemann und der jüdischen Gemeinde im Frühjahr 1931, kurz vor dem Pessachfest. Die Raumtexte (deutsch und englisch) informieren über die jeweilige Nutzung der Zimmer, ausgewählte Schlüsselobjekte aus der kleinen Sammlung des Hauses geben Einblick in das religiöse Leben wie den bürgerlichen Alltag.
Das fröhliche Familienfoto der Eisemanns, Kantor Michael und seine Frau Clara, mit den beiden Söhnen Ralf und Ludwig sowie der christlichen Haushälterin Franziska, ist Leitbild der Ausstellung.
In allen vier Räumen, Gemeindezimmer (elsässisch: Kahlstub), Herrenzimmer (gute Stube), Kinderzimmer und Küche, sind Hörstelen zur interaktiven Nutzung installiert. Die Kurzhörspiele, deutsch und englisch abrufbar, spiegeln gewöhnliche Alltagsgeschichten der Familie wider. Es geht um den Schulalltag der Buben, Kochrezepte, Vorbereitungen zum Pessachfest oder den Entwurf einer Trauerrede, die Kantor Michael Eisemann für ein verstorbenes Gemeindemitglied formuliert hat. Die Drehbücher für die Hörspiele sind anhand von Interviews und Aufzeichnungen von Ralph Eisemann und Hans-David Blum sowie historischer Dokumente und Zeitungsartikel entstanden. Die kurzen Dialoge verdeutlichen beispielhafte Alltagssituationen des Jahres 1931 im damaligen Gemeindehaus. Es war das vorletzte Jahr, in dem jüdische Bürger ein unbehelligtes Leben in Deutschland führen konnten, bevor die Nazidiktatur ihm ein gewaltsames Ende bereitete.
Öffnungszeiten: mittwochs und sonntags
(außer an Feiertagen) 14 – 17 Uhr
Weitere Termine und Führungen auf Anfrage.
IMPRESSUM
Kuratorinnen
Christiane Walesch-Schneller, Gabriele Valeska Wilczek
Ausstellungskonzept
Constanze Schröder, Berlin
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
Olivia Schneller, Paula Michalk
Hörspiele
Gabriele Valeska Wilczek
Hörstationen
Daniel Dorsch und Mareike Trillhaas, Berlin
Grafik
Dieter Weber, modo Verlag, Freiburg
Ausstellungsbau
Schreinerei Weismann, Breisach am Rhein
Die Ausstellung wurde unterstützt durch
die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB) aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg.
DAS GEMEINDEZIMMER – „KAHLSTUB“ (elsässisch Gemeindesaal)
Anzunehmen ist, dass sich in diesem Raum der Synagogenrat versammelte und der Vorstand des 1929 gegründeten Friedhofvereins.
Die Ostwand wurde im März 1939 als Gebetsraum eingerichtet, nachdem die Synagoge durch die Novemberpogrome zerstört worden war.
Seit dem Winter 1930 finden im Gemeindezimmer nach dem Schabbatgottesdienst Lernvorträge statt und Michael Eisemann gibt hier Religionsunterricht. Im Schuljahr 1931/32 unterrichtet er 20 Schüler in der hebräischen Sprache und bereitet sie auf ihre Bar Mizwa oder Bat Mizwa vor.
Hörspiel „Der Synagogenrat tagt“
In einer Besprechung diskutieren Kantor Michael Eisemann und Synagogenvorsteher Hermann Bähr Aktuelles aus dem Gemeindeleben.
Michael Eisemann, Hermann Bähr, 03:03 Min.
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Hörspiel „Besondere Aufgaben für einen guten Schüler“:
Während Kantor Eisemann auf seine Schülergruppe wartet, spricht er mit Hans David Blum über einen Auftrag auf dem alten Friedhof.
Dauer: 02:52
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DAS HERRENZIMMER – die gute Stube
Im Herrenzimmer befinden sich das Archiv der Gemeinde und eine Bibliothek. Hier bereitet sich der Kantor auf die Gottesdienste vor und schreibt seine Ansprachen bei Hochzeiten und Begräbnissen. Er empfängt Besucher und gibt Rat oder tröstet trauernde Familienmitglieder.
Wenn Michael Eisemann arbeitet, sind die Türen für seine Kinder geschlossen. Sie sind offen, sobald sich die Familie am Schabbat oder anderen Feiertagen am Esstisch versammelt. Dann wird eingeheizt und Gäste werden empfangen.
Hörspiel „SCHABBAT“!
Clara Eisemann erwartet ihren Mann und die Buben vom Schabbatgottesdienst zurück. Sie unterhält sich mit Franziska, der Haushälterin, über Alltägliches.
Clara Eisemann, Franziska, 01:40 Min.
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Hörspiel „Der Kantor arbeitet“
Michael Eisemann zieht sich zurück, um eine Trauerrede zu schreiben und erinnert sich gemeinsam mit seiner Frau Clara wohlwollend an die Verstorbene.
Clara und Michael Eisemann, 03:10 Min.
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KÜCHE – KOSCHER
Clara Eisemann und Franziska, die Haushälterin, bereiten hier das Essen für die Familie vor. Am Schabbat kümmert sich Franziska allein um den Herd und erledigt alle Arbeiten, die Juden nach den Regeln der Halacha, dem Jüdischen Recht, untersagt sind.
Für den täglichen Gebrauch gibt es zweierlei Geschirr und Besteck, Milchiges darf nicht in Kontakt mit Fleisch kommen. Ein weiteres Geschirr wird nur an Pessach benutzt und lagert in einer Kiste auf dem Speicher.
Die Klingel an der Gartentür ist auch in der Küche zu hören. Ein Blick aus dem Fenster bringt Gewissheit: Kinder bringen dem Kantor ein Huhn zum Schächten.
Hörspiel „Wo ist das beste Rezept? Pessach wird vorbereitet“
Clara Eisemann bespricht mit Franziska, der Haushälterin, den Speiseplan für den ersten Feiertag.
Clara Eisemann, Franziska, 02:40 Min.
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Hörspiel „Einkäufe in der Judengasse und sehr Privates“
Clara Eisemann und die Haushälterin stellen den Einkaufszettel für die Feiertage zusammen. Wo kauft man günstig und gut? Bewohner der Judengasse werden in ihren Eigenarten lebendig.
Clara Eisemann, Franziska, 03:10 Min.
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KINDERZIMMER
Rolf und Ludwig teilen sich das Zimmer. Zwei Betten, ein Schrank, mehr Mobiliar findet in dem kleinen Raum keinen Platz.
Ludwig geht auf die „Oberrealschule“, heute das Gymnasium, Rolf muss auf den Münsterberg, denn er besucht das Theresianum, wo die Klosterfrauen unterrichten.
Gespielt wird draußen, im großen Garten, auf der Straße und auf dem Fußballplatz. Dort treffen sie sowohl ihre Freunde aus der Judengasse als auch andere Schulkameraden. Mittwochabend trainieren die Jungen im Turnverein.
Abend für Abend gibt es für Rolf und Ludwig viel zu erzählen.
Hörspiel „Geheimnisse“
Rolf Eisemann und sein Freund Alfred sprechen vergnügt über einen Bubenstreich in der Nachbarschaft. Der Kantor lässt sie beim Schächten eines Huhns zuschauen.
Rolf Eisemann, Alfred Weil, 01:40 Min.
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Hörspiel „Freizeit“
Die Buben wollen auf den Augustinerberg zum Schlittenfahren gehen. Gleichzeitig träumen sie vom Sommer und dem Baden im Rhein.
Rolf, Ludwig und Clara Eisemann, 01:42 Min.