3. Vom Wirtsraum zum Klassenzimmer
Im Wirtsraum des Gasthauses „Zum St. Peter“ wurde ab 1691 über Jahrzehnte gegessen, getrunken, gespielt, vermutlich auch gesungen und gestritten. Nach 1829 wurde diese Geräuschkulisse durch Kinderstimmen und die ihres Lehrers abgelöst. Die jüdische Gemeinde Breisachs hatte das Gebäude für die Einrichtung einer jüdischen Elementarschule gekauft. Bis 1875 wurden bis zu 100 Kinder in Mathematik und Deutsch unterrichtet. Hier lernten sie auch das hebräische Alphabet. Davon zeugt die Buchstabiertafel aus der Genisa der Mackenheimer Synagoge, der Melamed, mit dessen Hilfe sie sich auf das Lesen der Thora vorbereiteten.
Nach 1875 wurden jüdische und christliche Kinder gemeinsam im Theresianum, der staatlichen Schule auf dem Münsterberg, unterrichtet. Das Schulhaus wurde zum Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde, in dem bis 1939 die Kinder ihren Religionsunterricht erhielten. Zwischenzeitlich ist die Nutzung als Armenspital bekannt, als Unterkunft für Offiziere und im 20. Jahrhundert Wohnung der Kantorenfamilie. Rosa Model, eine Mieterin, ließ im historischen Keller des Hauses den von ihr hergestellten Käse reifen.